30 Jahre Haus & Grund Leipzig: Interview mit Henning Mau

Interviewreihe: Teil 1

30 Jahre Haus & Grund Leipzig sollen Anlass sein, mit Dipl.-Jur. Henning Mau über die Erfolge und größten Veränderungen in den letzten Jahren zu sprechen.

Herr Mau, als ehemaliger Geschäftsführer haben Sie den Verein von Grund aufgebaut. Wie haben Sie diese Zeit empfunden?

Ja, das war eine aufregende, mühevolle, aber auch sehr kreative Zeit! Wir begannen mit wenigen ehrenamtlich arbeitenden Beratern, die unsere Mitglieder anfangs hauptsächlich in praktischen Fragen beraten konnten. Als ich ab Juli 1991 als Geschäftsführer tätig wurde, wurden dann auch rechtliche Beratungen durchgeführt. Da wir DDR-Juristen jedoch über Nacht in einem neuen Rechtssystem arbeiten mussten, ohne davon Kenntnis zu haben, gingen damals die gesamte Freizeit und oft auch noch die Nächte drauf, sich das erforderliche Rechtswissen anzueignen.

Auf welche großen Erfolge blicken Sie in der Vereinsgeschichte zurück?

Die LWB hatte ja von dem VEB Gebäudewirtschaft Leipzig aus der DDR-Zeit massenhaft Grundstücke im Bestand, die durch die damaligen Eigentümer wegen Unwirtschaftlichkeit an den Staat verschenkt worden waren. Viele Eigentümer hatten nach der Wende Anträge auf Vermögensrückgabe gestellt, gegen die durch die LWB in Listenform Widersprüche eingelegt wurden. Ich hatte mir die Mühe gemacht, viele der Widerspruchsbegründungen exakt zu prüfen und konnte feststellen, dass diese zumeist unbegründet waren. Dadurch verlor die LWB eine ganze Reihe Häuser, die sie an die Eigentümer, also an unsere Mitglieder, zurückgeben musste. Ein weiterer großer Erfolg war der Kampf gegen die Wasserwerke Leipzig wegen der Kosten, die vielen Hauseigentümern durch den angeblich erforderlichen Einbau zu großer Wasserzähler entstanden.

Erwähnenswert ist wohl auch, dass ich zusammen mit dem Juristen des Wohnungsamtes sowie dem Mieterverein den ersten Mietspiegel der Stadt erarbeitete, als Leipzig die Erlaubnis dafür bekam. Dazu luden wir die führenden Mietrechtsexperten ein, damit der Mietspiegel auch allen rechtlichen Anforderungen genügte. Somit konnten wir immer die Interessen unserer Mitglieder wahren und sparten der Stadt eine Menge Geld!

Welche Aspekte haben sich seither am meisten verändert?

Der Vorstand hat sich nicht nur verjüngt, sondern arbeitet wesentlich qualifizierter als in meiner aktiven Zeit. Es hat sich mehr durchgesetzt, auch über das Internet präsent zu sein und mein Nachfolger, Dr. Eric Lindner ist hervorragend mietrechtlich qualifiziert und kann als wandelndes Lexikon in mietrechtlicher Rechtsprechung gelten. Und das kommt unseren Mitgliedern natürlich zugute, zumal Dr. Lindner mehr qualifizierte Seminare für unsere Mitglieder abhält als ich zu meiner Zeit.

Und Ihr ganz persönliches Highlight im Rückblick auf 30 Jahre Haus & Grund Leipzig?

Auch wenn wir nach der Wende als Verein der „Heldenstadt“ im Zentralverband einen besonderen Stand hatten und als Ortsverein oft an Tagungen teilnehmen durften, die nur für Landesverbände offen waren, war es nicht gut möglich, mit Juristen des Zentralverbandes ein juristisches Problem persönlich zu klären. Als ich aber einmal 1.000 Mieterhöhungs-formulare, die wir beim Zentralverband bestellt hatten, wegen eines Rechtsfehlers zurücksandte, bat mich der damalige Chefjurist nach der Änderung der Formulare persönlich um Prüfung der von ihm verfassten Anleitung zur Mieterhöhung. Seit dieser Zeit war das Verhältnis entspannt und ich wurde auf Tagungen des ZV kollegial gegrüßt!

Am meisten habe ich jedoch die vielen guten menschlichen Beziehungen geschätzt sowie das Wohlwollen, was mir von unseren Mitgliedern entgegengebracht wurde. Dabei habe ich viele interessante Mitglieder kennen gelernt, z.B. den Kameramann von Heinz Sielmann, einen Piloten der Lufthansa sowie einige Chefärzte der Leipziger Kliniken.

 

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